Frau Holle

Ein Schattenspiel in 8 Bildern
Nach einem Märchen der Brüder Grimm
Bühnenbilder und Figuren: Ingeborg Kruspel

1. Bild (Winter)

Hell klingen die Schellen am Pferdegeschirr
Wie silberne Weihnachtsglocken.
Unter den Kufen bricht knirschend das Eis
Und es wirbeln im Wind die Flocken.

Stolz stapft das Pferdchen durch Wald und Flur
Noch weit ist der Weg bis zum Stall,
Sanft gleitet der Schlitten über den Schnee
Im glitzernden Flockenfall.

Die Äcker und Felder sind zugedeckt,
Selbst der muntere Bach gluckst nur leise.
Es tragen die Bäume Hauben aus Schnee
Oder Kronen aus glitzerndem Eise.

Es sitzt eine Krähe am Hollerbusch
Und träumt von saftigen Beeren.
Ein Schneemann hält Wache am Gartenzaun,
Um hungriges Wild zu wehren.

Weich sinkt aus den Wolken der Schnee herab
Und verhüllt den Wald und das Feld.
Er schützt die Pflanzen vor grimmigem Frost,
Und es legt sich zum Schlafen die Welt.

Denn über den Wolken, schwer und grau,
Hoch droben am Himmelszelt,
Da steht Frau Holles kleines Haus.
Fern in der anderen Welt.

Und schüttelt sie ihre Polster auf,
Dann wirbeln die Federn und steigen,
Und fallen sie herab, dann ist’s Winter im Land
Und die Flocken tanzen im Reigen.

Die Tage sind kurz und die Nächte sind lang,
Es flackern im Ofen die Flammen.
Da werden die alten Märchen erzählt
Und die Menschen rücken zusammen.

Und bei uns ist’s genau so - wir sitzen beisamm‘,
Drum seid jetzt hübsch still und gebt Acht.
Das Schattenspiel „Frau Holle“ genannt,
Hab ich Euch mitgebracht...