Der Schatz der Zwerge

Ein Schattenspiel in 6 Bildern
Text und Bilder: Ingeborg Kruspel

1. Bild (Mühle)

Es war einmal ein böses Jahr
Und knapp war das Getreide,
Still stand das Mühlenrad am Bach
Unter der Trauerweide.

An jede Haustür klopft der Tod
Und holt sich Jung und alt.
Des Müllers Weib trägt man hinaus
Zum Friedhof - still und kalt.

Das Wasser fließt nur träg und matt,
Staubtrocken sind die Wälder.
Die Sonne brennt vom Himmelszelt
Auf die verdorrten Felder.

Es kommt kein Bauer und bringt Korn,
Es wird kein Mehl gemahlen,
Und Hunger herrscht im ganzen Dorf,
Niemand hat Geld zum Zahlen.

Nun herrscht auch in der Mühle Not,
Den Müller plagen Sorgen.
Drei Knaben brauchen Milch und Brot,
Freudlos ist jeder Morgen.

Die große Not macht hart sein Herz.
Er spricht zu seinen Söhnen:
„Verlasst mein Haus! Schafft Geld herbei!
Ihr lasst Euch nur verwöhnen!“

„Weh uns“, so spricht der erste Sohn,
„Der Vater ist verwandelt.
Er treibt uns aus dem Elternhaus,
Oh, das ist schlecht gehandelt!

Ihr, Brüder, bleibt und wartet ab.
Ich ziehe in die Welt
Und find ich Reichtum, kehr ich heim
Und teil mit Euch das Geld.“

Großvater mischt sich ins Gespräch
Und sagt: „Geh zu den Zwergen.
Sie hüten Schätze ungezählt
in Höhlen unter den Bergen...